Für eine Gesellschaft, in der Automobilität nicht mehr möglich ist!

Wie sieht ein schönes Leben ohne Autos aus? Wie eine gerechtere Gesellschaft, eine solidarische Lebensweise – und wie kommmen wir dahin? Wie bekämpfen wir die autozentrierte Mobilität? Wie gelingen uns sozial-ökologische Kämpfe und Transformationen? Wie sieht eine Mobilität aus, die nicht hegemonial männlich geprägt ist?

Aktionsplenum

Wir treffen uns jeden 2. und 4. Dienstag um 19:30 Uhr in der Buchte in Bremen (Buchtstraße 14/15). Komm vorbei!

  • Warum Gegenverkehr?
    Wir setzen den Fokus auf das Thema Auto nicht nur, weil wir lieber Fahrrad fahren, sondern weil sich hier viele Verknüpfungslinien ziehen lassen und sich im gemeinsamen „Gegen die Gesamtscheiße kämpfen“ treffen. Hier überlagern sich ökonomische und ökologische Linien. Hier zeigen sich rassistische und antifeministische Aspekte. Lagebericht Wir erleben in immer kürzeren Abständen Temperaturrekorde und …

Veranstaltung #1: Gegenverkehr

Wider den automobilen Kapitalismus

Dienstag 14. November 2023, 19:00 Uhr
Kukoon, Buntentorsteinweg, Bremen

Es gibt 84 Millionen Einwohner*innen in diesem Land, und es gibt fast 50 Millionen Autos. Diese Autos haben im Jahr 2019 46 Milliarden Liter Benzin und Diesel (grob 80 mal der Werdersee) in die Luft geblasen. In Deutschland arbeiteten 2021 mehr als 780 Tausend Menschen für die Produktion von 3,3 Millionen Autos, was den Konzernen 411 Milliarden Euro einbrachte, in etwa so viel wie die gesamtdeutschen Steuereinahmen.

Das ist die Phalanx, gegen die wir kämpfen!

Wir wollen in dieser Veranstaltung zeigen, dass das  Wirtschaftssystem der BRD auf diese Phalanx ausgerichtet ist. Wir wollen aber auch zeigen, dass das so aber gar nicht sein müsste, denn die Wirtschaft ist kein unveränderliches Naturgesetz, sondern lediglich eine Konstruktion unter vielen anderen möglichen, die sich wie jeder Bauplan ändern lässt. Warum nun ist das System so steif und kaum zu ändern?

Das Problem sitzt in den Köpfen der Leute. 100 Jahre nach Einführung des Fordismus und dem darauf folgenden Toyotismus produzieren fast eine Million Menschen Autos in diesem Land. Wie damals bis heute nach dem Muster der Selbstoptimierung und Leistungsbezogenheit und der Freude am konsumieren als Ausgleich zur hohen Arbeitsbelastung. “Kraft durch Freude” (KdF) haben das die Nazis genannt. Es ist die Kanalisierung der menschlichen Psyche: Schuffte hart für den Gewinn von anderen und dann bekommst Du die Freiheit, überall hin fahren zu können. So haben es die Nazis mit der Einführung des Volkswagens gedacht gehabt.

Der KdF-Wagen wurde allerdings des Krieges wegen nicht von den Nazis umgesetzt – die Autobahn aber schon. Wir werden zeigen, das genau diese den Leuten immer noch in den Köpfen sitzt: “Aber Hitler hat doch die Autobahn gebaut” (der hätte dort keinen Tag durchgehalten). Die Autobahn wurde von den Nazis verknüpft mit einer hegemonialen Männlichkeit durch die Rennfahrer der “Silberpfeile”, inszeniert in großem Stile durch die Göbbelschen Propagandainstrumente Radio und Wochenschau. Der Mythos der glücksversprechenden und rasend schnellen Autobahn entstand und führte zum heutigen Automobilismus.

Wohin führt uns dieser nun? Wenn ganz viele Leute in ihren Zweitonner SUV (Super-Unnecessary-Vehicle) superbequem, warm und von der Außenwelt abgeschirmt mit HiFi-Musikberieselung (auf 630 Tausend Kilometer Straßen) im Stau stehen, dann ist das Irrsinn. Aber zu glauben, dass man diese Leute einfach durch das Konfrontieren mit ihrem eigenen Irrsinn ändert, ist ebenfalls verrückt. Die meisten Leute werden nichts von alleine ändern. Und die Mächtigen, die die Kohle einstreichen, schon gar nicht.

Wir müssen Widerstand leisten, der Lüge nach mehr Freiheiten auf den Grund gehen und die faschistische Kontinuität der Automobile aufdecken. Erprobte Aktionsformen wie Critical-Mass-Fahrraddemos erneuern und wieder aufleben lassen und unerprobte Stragtegien mit Euch diskutieren. 

Veranstaltung #2: Elektromobilität

Neo-Extraktivismus in grün-metallic

Dienstag, 05. Dezember 2023, 19:00 Uhr
Infoladen Bremen, St. Pauli-Str. 12

Das grün geführte Bundesumweltministerium und der Verband der Automobilindustrie stehen in voller Eintracht zusammen für Elektroautos. Erstere wegen der Emissionsfreiheit und der scheinbar besseren Klimabilanz, letzterer freut sich über den industriepolitischen „Green-Deal-Industrial-Plan“ der EU-Kommision als Antwort auf den verschlafenen Megatrend “Elektroauto” seitens europäischer Autokonzerne. Beides zusammen zeigt, wohin die Reise in einem “grünen Kapitalismus” gehen soll: Elektromobilität als Schlüssel zu einer zugleich klimaneutralen wie profitträchtigen Zukunft. Ist das also die Lösung für alle Probleme, die durch den Autoboom seit den 1950er Jahren entstanden sind und weiter entstehen?

Nein, auf gar keinen Fall! Hier wird viel grüner Nebel versprüht, nur um genauso weitermachen zu können wie bisher.

Lichten wir den grünen Nebel etwas, wird schnell deutlich: an diesem Bild der grün-automobilen Zukunft stimmt so gut wie nichts. Zuerst einmal sind E-Autos in keinster Weise sauber geschweige denn “neutral”, denn zu ihrer Herstellung werden Rohstoffe bzw. Metalle verwendet, die unter unmenschlichen Bedingungen und unter Zerstörung der Umwelt in einer Reihe von Ländern des globalen Südens geschürft werden – Kinder- und sklavereiähnliche Arbeits- und Lebensverhältnisse sind eher die Regel als die Ausnahme.

Zweitens lässt sich die Physik nicht überlisten: Riesenautos brauchen richtig viel Energie. Bei der Herstellung sind E-Autos deutlich energieintensiver als Verbrenner. Und beim hemmungslosen Heizen auf der Autobahn kommt die Strom größtenteils immer noch aus der Kohle, weil Wind, Sonne & Co. nicht mal die Hälfte der elektrischen Energie erzeugen.

Das E-Auto passt also voll ins Konzept des automobilen Kapitalismus. Der Extraktivismus und damit die Ausbeutung von Menschen und Natur im globalen Süden für den absolut überflüssigen Konsum im globalen Norden wird renoviert und neu lackiert: in grün-metallic. So soll es immer weiter gehen mit Profiten und Ausbeutung – Klimakollaps? Wohl egal …

Wir gehen damit in der VA#2 den Verhältnissen um die E-Autos auf den Grund und haben dafür eine Gruppe aus Berlin zu Gast, die Zusammenhänge anhand des Tesla-Werkes in Brandenburg vorstellt. Außerdem wird es um die sozi-ökonomischen Bedingungen solcher Giga-Factories gehen – vom Bashing der Arbeiter*innen-Organisation über den Ressourcenverbrauch bis hin zum Elitentum von durchgeknallten, superreichen Soziopathen. Und wir wollen das mit Euch diskutieren und dabei unseren Widerstand gegen den grünen automobilen Wahnsinn konkret werden lassen.

Veranstaltung #3: Viel mehr weniger!?

Automobilität, Männlichkeit und Imperiale Lebensweise

Irgendwann im Januar 2024 in Bremen
Ankündigung folgt

Der dritte Teil der Veranstaltungsreihe “GegenVerkehr” widmet sich der Omnipräsenz des Autos im Zusammenhang mit unserer Lebensweise, wie sehr diese auf Kosten Anderer beruht und sich Männlichkeit in ihr widerspiegeln.

Autos sind allgegenwärtig

Um vom Eigenheim zur Arbeit zu pendeln oder um die Kinder zur Schule zu bringen. Um in den Urlaub zu fahren oder am Wochenende in den Wald oder zum Strand. Um Brötchen oder Medikamente zu holen oder den Einkauf zu erledigen. Oder einfach nur um sich und sein Auto zu präsentieren. Autos sind allgegenwärtig. Wenn sie die engen Fuß- und Radwegwege zuparken. Wenn zu Ferienbeginn wieder kilometerlange Stau’s entstehen. Als brummende und hupende Geräuschkulisse. Als stinkende Luftverpester. Als Ressourcenfresser. Als Tötungsmaschine bei Unfällen. Als wichtige Größe des deutschen Arbeitsmarktes. Als Gegner einer sozial-ökologischen Verkehrswende. Auf Werbeanzeigen. Auf Messen und Ausstellungen. Autos sind überall.

Ohne Auto geht nix !?

Im globalen Norden steht das Auto im Mittelpunkt der Gesellschaft. Unangefochten ist es steht’s das auserwählte Mittel zur Mobilität, egal ob im städtischen Wohnviertel oder der ausgebauten Landstraße. Ohne Auto geht nix, so die weitverbreitete Ansicht. Aber wieso ist das so, und wie kam es überhaupt dazu? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, nehmen wir das Konzept der Imperialen Produktions- und Lebensweise (IPLW) zur Hilfe.

Es hilft zu verstehen, wie der individuelle Traum nach einem schnellen, großen Auto als Statussymbol mit der gesellschaftlichen Norm von Wachstum und Konsum zusammenhängt. Was diese Norm mit den Profiten der Automobilindustrie zutun hat und wie staatliche Subventionen, unter anderem in bereits vorhandene Individualverkehr-Infrastruktur, zum Erhalt der autozentrierten Gesellschaft beitragen. Es zeigt sich, wie das jetzige Mobilitätssystem auf Kosten Anderer beruht: auf neuer Sklaverei, auf Kinderarbeit, auf zukünftigen Generationen, auf der Ausbeutung von Ressourcen und auf Kosten der Biosphäre.

Automachos

Das vorherrschende Mobilitätssystem ist Ausdruck eines Netzes von verschiedenen Dimensionen und Kräften: Historische Entwicklungen, Verkehrs- und Stadtplanung, soziale und rassistische Machtverhältnisse sowie kapitalistische Strukturen prägten die autozentrierte Lebensweise. Und ein weiterer Blick zeigt auch, wie sich genderspezifische Mobilitätsaspekte dort widerspiegeln. Da kommen Fragen: Wer bewegt sich wieso wohin? Und wie verhält sich die Person dabei auf den Straßen? Antworten hierauf zeigen, wie Automobilität ein androzentristischer Lebensentwurf einer hegemonialen Männlichkeit ist.