Veranstaltung #1

Gegenverkehr

Wider den automobilen Kapitalismus

14. November 2023, 19:00 Uhr
Kukoon, Buntentorsteinweg, Bremen

Es gibt 84 Millionen Einwohner*innen in diesem Land, und es gibt fast 50 Millionen Autos. Diese Autos haben im Jahr 2019 46 Milliarden Liter Benzin und Diesel (grob 80 mal der Werdersee) in die Luft geblasen. In Deutschland arbeiteten 2021 mehr als 780 Tausend Menschen für die Produktion von 3,3 Millionen Autos, was den Konzernen 411 Milliarden Euro einbrachte, in etwa so viel wie die gesamtdeutschen Steuereinahmen.

Das ist die Phalanx, gegen die wir kämpfen!

Wir wollen in dieser Veranstaltung zeigen, dass das  Wirtschaftssystem der BRD auf diese Phalanx ausgerichtet ist. Wir wollen aber auch zeigen, dass das so aber gar nicht sein müsste, denn die Wirtschaft ist kein unveränderliches Naturgesetz, sondern lediglich eine Konstruktion unter vielen anderen möglichen, die sich wie jeder Bauplan ändern lässt. Warum nun ist das System so steif und kaum zu ändern?

Das Problem sitzt in den Köpfen der Leute. 100 Jahre nach Einführung des Fordismus und dem darauf folgenden Toyotismus produzieren fast eine Million Menschen Autos in diesem Land. Wie damals bis heute nach dem Muster der Selbstoptimierung und Leistungsbezogenheit und der Freude am konsumieren als Ausgleich zur hohen Arbeitsbelastung. “Kraft durch Freude” (KdF) haben das die Nazis genannt. Es ist die Kanalisierung der menschlichen Psyche: Schuffte hart für den Gewinn von anderen und dann bekommst Du die Freiheit, überall hin fahren zu können. So haben es die Nazis mit der Einführung des Volkswagens gedacht gehabt.

Der KdF-Wagen wurde allerdings des Krieges wegen nicht von den Nazis umgesetzt – die Autobahn aber schon. Wir werden zeigen, das genau diese den Leuten immer noch in den Köpfen sitzt: “Aber Hitler hat doch die Autobahn gebaut” (der hätte dort keinen Tag durchgehalten). Die Autobahn wurde von den Nazis verknüpft mit einer hegemonialen Männlichkeit durch die Rennfahrer der “Silberpfeile”, inszeniert in großem Stile durch die Göbbelschen Propagandainstrumente Radio und Wochenschau. Der Mythos der glücksversprechenden und rasend schnellen Autobahn entstand und führte zum heutigen Automobilismus.

Wohin führt uns dieser nun? Wenn ganz viele Leute in ihren Zweitonner SUV (Super-Unnecessary-Vehicle) superbequem, warm und von der Außenwelt abgeschirmt mit HiFi-Musikberieselung (auf 630 Tausend Kilometer Straßen) im Stau stehen, dann ist das Irrsinn. Aber zu glauben, dass man diese Leute einfach durch das Konfrontieren mit ihrem eigenen Irrsinn ändert, ist ebenfalls verrückt. Die meisten Leute werden nichts von alleine ändern. Und die Mächtigen, die die Kohle einstreichen, schon gar nicht.

Wir müssen Widerstand leisten, der Lüge nach mehr Freiheiten auf den Grund gehen und die faschistische Kontinuität der Automobile aufdecken. Erprobte Aktionsformen wie Critical-Mass-Fahrraddemos erneuern und wieder aufleben lassen und unerprobte Stragtegien mit Euch diskutieren.